Professoren lieben Prestige - der Marktwert muss steigen, damit auch die Drittmittel steigen. Vor allem die Aufmerksamkeit der Medien ist etwas, nach dem es diese Zunft sondergleichen giert. Deshalb kann man zunehmend die Anbiederung des Akademikerklerus' an den medialen Zeitgeist beobachten, eine unheilige Allianz, die in sich eine Tendenz zur Beschleunigung enthält. Experten machen Stimmung, Stimmung fordert Experten... und keine Institution ist gegeben, die dieses Verhätnis kritisch anmahnen könnte, sind sie doch gerade die Instanzen, deren vornehmste Pflicht die Trennung der Sphären und die Kritik der Gegenseite wäre. Aber sie tun es eben nicht und so gebiert der Schlaf der Vernunft zwar keine Ungeheuer, aber ungeheuerliche Auswüchse an Missachtung des Volkes, welches mit seiner Arbeitskraft den produzierten Weihrauch einer völlig enthobenen Klasse, der Klasse der sog. Intelligenz, finanziert. Es fing vermeindlich harmlos an mit einem Prof. Harald Lesch als Beispiel. Dieser ist seit langem voll des Lobes für Fridays for Future und sieht sich, wie so viele Intellektuelle, solidarisch mit dieser "Generation". Durch Stimmen, wie die von Lesch, erhielt eine bürgerlich-grüne Minderheit innerhalb der jugendlichen Generation eine Gewichung, die sie ansonsten nicht erhalten hätte, und mit ihm den Appell an die moralische Kontrolle über die unwissende Bevölkerung. Nun ist Lesch noch relativ moderat, aber er tendiert schon in Richtung eines steuernden Konditionierungssystems, wenn er sagt:
"Es wäre sehr viel besser, der Staat würde von vornherein die Bedingungen so schaffen, dass ökologisch sinnvolles Verhalten immer belohnt wird. Natürlich gibt es auch die ewig Gestrigen, die auf keinen Fall Veränderung haben wollen, aber über die muss man einfach hinwegsehen." (LINK Apotheken Rundschau Interview vom 02.09.22)
Diese Denkfigur, dass das unmündige Individuum zu erziehen sei, fand m.E. mit FFF seinen ersten Keim und ging dann über die Corona-Pandemie in erschreckende Formen über, die an dieser Stelle aber als Sonderthema ausgelassen werden sollen. Wichtiger erscheint mir, wie nun weiter der Ruf nach Staatskontrolle besonders in Bezug auf den Ukraine-Krieg und die sog. Energiekrise laut tönte. Eine für mich besonders fragwürdige Figur ist hier für mich Frau Prof. Hedwig Richter. Die Historikerin kommt natürlich im feministischen Gewand daher (ein beliebtes trojanisches Pferd für autoritäre Charaktere) und befürwortet eine sogenannte Top-Down-Politik. Dies heißt schlicht und unverblümt, dass der Bevölkerung durch den Staat Verzichtsmaßnahmen aufoktroyiert werden sollen:
"Das Leben müsse nicht nur an kleinen Stellschrauben umgestellt werden. Es sei die Aufgabe der Politik zu zeigen, dass Dinge, die bisher für normal gehalten wurden wie billiges Fleisch oder Flüge nach Mallorca in Zukunft nicht mehr selbstverständlich seien. Die Ärmsten in der Gesellschaft, beispielsweise Bezieher von Hartz IV, sollten während der Transformation von staatlicher Seite unterstützt werden, und nicht die Eigenheimbesitzer mit Zweitwagen. Richter betonte, die Zeit nach 1945 könne als Vorbild dienen, als es starke staatliche Eingriffe gegeben habe und die Menschen angesichts der Krise dazu bereit gewesen seien. Richter unterstrich: „Es gibt keine soziale Gerechtigkeit, solange der Planet brennt.“ (LINK Deutschlandfunk Interview vom 30.08.22)
Hier zeigt sich mit aller Brutalität der grüne Autoritarismus, der Deindustrialisierung, Abschmelzen der Mittelschicht und Umerziehung des Volkes im Namen des "Guten" befürwortet. Hier zeigt sich auch die Verachtung, die Personen wie Richter gegenüber den Nicht-Privilegierten haben, die gar nicht anders können, als preiswertes Fleisch zu kaufen und nach günstigen Flügen zu schauen, wenn sie mal in den Urlaub möchten. Kein Wort allerdings vom Verzicht auf eigene Privilegien, vielmehr wird die eigene Klasse als die Wissende konzipiert.
Beispiele wie Richter sind Legion. Aber die bundesrepublikanische Gesellschaft ist blind für die Rolle solcher universitären Meinungstreiber, die im objektiven Schafspelz der Wissenschaft daherkommen und in der Verantwortlichkeit des Zeitgeschehens immer unsichtbar bleiben. Sie müssen aber dringendst sichtbar gemacht werden - erst dann kann es wieder zu einer institutionellen Kräfebalance kommen.
Bis dahin muss die Bevölkerung selbst die öffentlich kommentierende Wissenschaft auf Tendenzen und Täuschungen eines Wissenschaftsautoritarismus prüfen und, wenn notwendig, kritisieren, aber auch, wenn mündige Vernunft zum entsprechenden Urteil kommt, bejahen.