Vor allem in der Form des Privatgelehrten oder im englischen Sprachraum als Gentleman scientist wurde extra-institutionelle Wissenschaft regelhaft vertreten und praktiziert. Im Grunde kann man seit der Antike Gelehrte ausmachen, die nicht-institutionell eine eigene Forschung betrieben. Dennoch ist der Geltungsbereich extra-institutioneller Wissenschaft bisher selbst kein Forschungsobjekt geworden, was vielleicht oder gerade der potentiellen Widerständigkeit gegenüber dem jeweiligen Zeitgeist geschuldet ist. An dieser Stelle soll eine Würdigung bekannter und vergessener Gelehrter vorgenommen werden, die "Ahnen" einer extra-institutionellen Wissenschaft geheißen werden können.

Man kann wahrlich stolz sein, in der Nachfoige einer solch edlen Runde eigene und unabhängige Wissenschaft zu betreiben!

Auf Vollständigkeit muss hier leider verzichtet werden, gerne kann aber ein jeder Vorschläge für wichtige Persönlichkeiten einbringen (KONTAKT).


Heraklit von Ephesos (ca. 520 v. Chr - 460 v. Chr.) galt nicht umsonst als "der Dunkle". Auch wenn sich um sein Leben viele Mythen ranken, eines scheint gesichert zu sein: Sein Werk steht außerhalb aller akademischen Lehren und Richtungen. Wahrscheinlich gerade weil er keiner Prägung durch etablierte Strömungen unterlag, schuf Heraklit nicht nur einen ganz eigenen, aphoristischen Stil, sondern auch bleibende Ideen zur permanenten Emanation des Logos.


„Die Vernunft allein ist meine Königin, vor niemandes Autorität beuge ich mich, sie sei denn durch Vernunft gestützt", so schrieb Savinien Cyrano de Bergerac (1619 - 1655). Die Meisten kennen ihn, wenn überhaupt, aus dem Bühnenstück von Edmond Rostand, Was aber viele nicht wissen, ist, dass er nicht nur keine Fiktion, sondern tatsächlich neben seiner bewegten Karriere als Soldat und vielen Auseinandersetzungen aufgrund eines ungestümen Charakters auch ein recht umtriebiger Literat und Naturphilosoph war. Der Wahlspruch der extra-institutionellen Wissenschaft „Songez à librement vivre“ (Gedenkt, frei zu leben) wurde nicht zuletzt zur Ehrung dieses Freigeistes gewählt.


Tolstoi bezeichnete ihn als den genialsten der Menschen und niemand, der auch nur ansatzweise seine Philosophie versteht, wird jemals wieder in die Unschuld seiner geistigen Unmündigkeit zurückkehren können.

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) ist der Urtypus eines Philosophen und Wissenschaftlers (viele vergessen, dass seine Philosophie eine immense Kenntnis der Naturwissenschaft voraussetzte und er eine eigene Farbenlehre entwarf), der unabhängig von der Universität und ihrer Anerkennung seinen Siegeszug durch die Geistesgeschichte antrat. Auch findet man bei ihm schon den Typus des akademischen Beamten skizziert, der heute noch das freie Geistesleben terrorisiert. Schopenhauer kann mit gutem Recht als einer der ersten berühmten Privatgeleherten im eigentlichen Sinne bezeichnet werden. 


Auch Charles Darwin (1809 - 1882) war Privatgelehrter. Kauim eine Theorie hat soviel Ertrag wie auch gesellschaftliche Veränderung mit sich gebracht wie die Evolutionstheorie. Sie hat das Weltbild der Menschheit auf immer verändert - und sie entstand nicht im verstaubten universitären Büro, sondern vornehmlich auf einer berühmten Schiffsreise mit der HMS Beagle und auf seinem Privatgrundstück mit Gartenhäuschen.