Das ISC

Die Idee einer Extra-Institutionellen Wissenschaft hängt eng mit einer spezifischen anthropologischen Vorstellung zusammen. Das Institutionelle Sprungtuchmodell des Charaktererwerbs (ISC) bildet die Grundlage für ein Verständnis vom Menschen, das auf den wichtigsten wissenschaftlichen Rahmentheorien beruht: 1. es existiert eine objektive Realität physikalischer Prozesse und 2. befindet sich diese physikalische Realität in einer fortlaufenden Restrukturierung auf verschiedenen Ebenen, wobei insbesondere biologische Organismen eine Evolution nach wissenschaftlich beschreibbaren Gesetzlichkeiten durchlaufen. 

Im ISC folgt aus der Bezugnahme auf die Evolutionstheorie Darwins (insbes. Massive Modularität), dass der Mensch eine mentale Disposition entwickelt hat, die ursprünglich zur Bewältigung von Umweltanforderungen bestand. Diese Disposition wird auch beim modernen Menschen tradiert, er zeigt eine spezifische phäntotypische Ausprägung einer Modularität des Geistes, die mit einer zugeordneten Reizpräferenz einhergeht. Sehr simpel illustriert: Sozial orientierte Menschen filten eher soziale Reize, dinglich orientierte eher physikalische Gegebenheiten - dies würde als Beispiel die Unterscheidung zwischen High-Touch- und High-Tech-Berufen fassen. Sprache gehört zu der "naturalen" modularen Ausstattung, bedingt aber durch seine Möglichkeit der Institutionenbildung (nach Searle) das Ganze menschlich-sozialer Welt. Geld, Ämter, Feiertage usw. wären alle ohne sprachliche Deklarationen nicht denkbar. D.h., ausgehend von seiner physikalischen-biologischen Realität erzeugt der Mensch sprachlich basiert weitere Sphären der Realität, die erst mit und durch Institutionen bestehen. Diese bilden weitere (menschliche) Handlungsräume und somit Möglichkeiten seine mentale Disposition respektive seinen Charakter zu realisieren. Eine Gesellschaft ohne komplexe Institutionalisierung wäre demnach auch eine Gesellschaft, in der das Eigene nicht oder nur sehr primitiv realisiert werden kann. Institution, Selbstrealisierung und Freiheit werden in diesem Sinne im ISC nicht auseinandergedacht. Institutionen ermöglichen das Freiwerden von internalen Ressourcen und damit auch die Möglichkeit der Distanz zu den Institutionen selbst, im Sinne der Kritik und Infragestellung (sehr ähnlich Wittgensteins Leitermotiv). Die Sphären der Realität werden im ISC Partizipationssphären genannt, der Grad der Bewusstheit der Gemachtheit alles Sozialen als Sprechhandlungsbewusstheit gefasst. Für den Basisartikel, in dem das ISC grundständig entwickelt wird, bitte hier klicken LINK

ISC und ExInWiss

Institutionen dienen dem Menschen und seiner Entwicklung - dies ist eine Grundüberzeugung des ISC. Jedes Dogmatisieren und Hemmen von Menschen über Institutionen, als ob letztere das Primäre wären, ist im Sinne des ISC "widernatürlich", da Institutionen von Menschen für diese selbst gemacht wurden. Dies entspricht ganz (ohne religiösen Bezug) dem Jesus-Wort:  "Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen" (Mk 2,28). Institutionen und Institutionenvertreter, denen der Funktionscharakter von Institutionen für die Menschheit nicht mehr immanent oder gewahr ist, werden durch eine solche Verabsolutierung ihrer selbst zu einer Beinträchtigung, manchmal gar zur Gefahr für das Leben von Menschen.

In der heutigen BRD sehen wir wenige wirklich aufgeklärte Institutionenvertreter und sie werden immer weniger.

Die Universität ist eine unendlich wichtige Institution, da sie die einzige Institution ist, die ihr eigenes Bestehen und die gesamtgesellschaftliche Institutionenrealität kritisch hinterfragen kann und darf, ja, die Kritik ist das eigentliche Wesen der Institution Universität bzw. sollte es ihrer Idee nach sein. Verabsolutiert sie sich, d.h. ist sie zeitgeistlich korrumpiert, ist die jeweilige Gesellschaft blind für Unterdrückung und Entmündigungsprozesse aller Art. Der heutige Experte, als welche sich die Exzellenz der Universität medial gerne darstellt, betreibt keine Kritik im o.g. Sinne mehr, weil ihm die Institution an sich nur ein Wirt seiner eigenen parasitären Anerkennungswünsche ist und er keine Differenz zum Zeitgeschehen mehr hat und er sich auch nicht als Vertreter der Institution für die Menschen versteht. Wie in meinem Blog an mehreren Stellen beschrieben, wendet er sich vielmehr gerade aus einem sklavischen Verständis einer verabsolutieren Institution gegen die Bevölkerung. Seine Wissenschaft sieht er insofern auch in der Sichtung von Studien, Daten und Ergebnissen, die ihn in seiner Meinung stützen und völliger Missachtung von Studien, Daten und Ergebnissen, die ihn widerlegen könnten - er sucht nur die Bestätigung und nicht die Kritik. Der akademische Dogmatiker wird so zum gefährlichen politischen Agitator.

ExInWiss sieht sich, im Gegensatz zu einer außeruniversitären Wissenschaft, als eine Strömung, die per se die Differenz zum Zeitgeist aufrecht hält. Da das Individuum der Ausgangspunkt alles Denkens ist, besteht in diesen unvereinnahmten, selbstständigen Wissenschaftlern die Möglichkeit einer forschungsstarken Kraft neben der Universität - und zu einer produktiven Kritik derselben, damit ihre Vertreter sich wieder in den Dienst an der Wissenschaft und der Bevölkerung stellen und nicht in den des eigenen Prestiges.

So kann man ExInWiss als den Versuch deuten, die humanen Potenziale, die vom ISC anthropologisch angenommen werden, in ihrer höchsten Form zu realisieren.